12 November 2023

Zwiespalt der Liebe

Ein offener Brief an alle Mütter, die manchmal ihr altes Leben vermissen.

Ich schreibe diese Zeilen um euch zu sagen, dass es völlig in Ordnung ist, manchmal euer altes Leben zu vermissen. Ihr seid nicht allein mit diesen Gedanken, und dies macht euch nicht zu schlechten Müttern. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass das Leben mit einem Start als Familie eine Veränderung darstellt, die oft von Freuden, aber auch von Herausforderungen begleitet wird.


Die Sehnsucht nach der Zeit zu zweit,

nach einem Wellness-Urlaub,

ohne ständige Verantwortung,

nach Clubnächten ohne den Gedanken an das Baby –


All das sind Gefühle, die viele Mütter teilen. Es ist normal, sich nach den Momenten der Freiheit und der Unbeschwertheit zu sehnen, die das Leben vor der Mutterschaft mit sich brachte. Der Alltag als Mutter ist intensiv, anspruchsvoll und manchmal überwältigend. Die Verpflichtungen gegenüber dem kleinen Wesen, das nun das Zentrum eures Lebens ist, können dazu führen, dass ihr euch nach einer Auszeit sehnt, nach einem Moment, in dem ihr einfach ihr selbst sein könnt – ohne Windeln, Fütterungen und den endlosen Kreislauf der immer gleichen Pflichten.


Es ist okay, Fluchtgedanken zu haben. Es ist okay, manchmal zu weinen, weil ihr einen Tag aus eurem kinderlosen Leben zurückhaben möchtet. Diese Gefühle machen euch nicht zu weniger liebenden Müttern. Die Liebe zu eurem Kind ist endlos, und das bedeutet nicht, dass ihr euer altes Leben zurückhaben wollt. Die Realität ist, dass das Leben mit Kindern eine 180-Grad-Wende darstellt. Die Welt, wie ihr sie kanntet, hat sich verändert, und plötzlich gibt es ein kleines Wesen, das eure ganze Aufmerksamkeit und Verantwortung beansprucht. Dieses Wesen kann euch in den Wahnsinn treiben, aber gleichzeitig seit ihr durch euern Liebling, zu den glücklichsten Menschen der Welt geworden.


Eure Beziehung hat sich verändert, das ist normal. Einige Paare fühlen sich durch die Elternschaft noch stärker miteinander verbunden, während andere neue Herausforderungen meistern müssen. Die Sehnsucht nach der Zeit zu zweit, nach spontanen Dates, Kinobesuchen und ununterbrochenen Filmabenden, ist verständlich. Es ist wichtig zu erkennen, dass es in Ordnung ist, diese Gefühle zu haben. Ihr seid keine schlechten Mütter, nur weil ihr euch manchmal nach eurem alten Leben sehnt. Die Liebe zu eurem Kind bleibt davon unberührt. Ihr seid wundervoll, so wie ihr seid.


Das Bedürfnis nach Freiheit und ohne Verantwortung zu sein, ist menschlich. Es bedeutet nicht, dass ihr euer Kind weniger liebt. Es bedeutet, dass ihr euch selbst nicht vergessen habt. Nehmt euch die Zeit für Selbstfürsorge, sprecht über eure Gefühle, sucht Unterstützung, wenn ihr sie braucht. Ihr seid nicht allein auf diesem Weg der Mutterschaft. Es ist eine Reise mit Höhen und Tiefen, mit Freuden und Herausforderungen.


Akzeptiert eure Gefühle, umarmt eure Liebe zu eurem Kind und euch selbst. Ihr seid stark, einfühlsam und wunderbar – das sollte euch immer bewusst sein.




Mit liebevollen Grüßen,


Agnes