Wie innen, so außen – ein Frühlingsbrief an dich
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich weiß nicht, wie es dir geht – aber der Frühling bringt in mir jedes Jahr eine ganze Palette an Gefühlen hervor.
Licht, das mich wachkitzelt. Vögel, die mich zum Lächeln bringen.
Und gleichzeitig dieses Durcheinander in mir:
Ein Moment voller Energie, ein Lächeln beim Anblick der ersten Blüten –
und kurz darauf die Erschöpfung, das Bedürfnis nach Rückzug, nach Stille.
Manchmal weiß ich gar nicht genau, was eigentlich los ist.
Ich spüre viel – zu viel – und kann es kaum benennen.
Ich will funktionieren, für meine Familie da sein, die Tage gestalten.
Und gleichzeitig will ich mich manchmal einfach nur hinsetzen und nichts mehr müssen.
Kennst du das?
Der April zeigt draußen genau das, was sich oft auch in mir abspielt: Sonne, Regen, Licht, Wind, Stille, Bewegung – alles auf einmal.
Und je mehr ich mich gegen dieses innere Wetter wehre, umso unruhiger werde ich.
Aber wenn ich einen Schritt zurücktrete, durchatme und es einfach sein lasse,
dann merke ich: Das ist Leben. Das bin ich. Und das ist okay.
In diesen Tagen wünsche ich mir, mich selbst besser zu verstehen –
aber gleichzeitig spüre ich, dass es manchmal einfach nicht möglich ist.
Ich kann mich gerade nicht greifen. Ich will es vielleicht auch gar nicht.
Und trotzdem bin ich da. Für andere. Für meine Kinder. Für meine Klient*innen.
Und für mich – auf eine stillere, weichere Art.
Ich glaube, wir alle tragen diesen inneren Frühling in uns:
Ein leises Aufbrechen.
Ein zaghaftes „Ich will wachsen, aber ich bin noch nicht so weit.“
Ein Hin und Her zwischen Alt und Neu, zwischen Sicherem und Unbekanntem.
Ein Raum, in dem nichts klar ist – aber vieles möglich.
An solchen Tagen versuche ich, ganz kleine Dinge zu tun:
Mich mit den Händen auf den Bauch zu legen und zu spüren, dass ich atme.
Barfuß durch den Garten zu gehen, wenn die Sonne kurz rauskommt.
Ein Lied zu hören, das mich weich macht.
Und mir selbst innerlich zu sagen:
„Es ist okay, dass du gerade so bist. Du musst dich nicht erklären.“
Ich schreibe dir diesen Brief, weil ich weiß, dass du vielleicht auch manchmal solche Tage kennst.
Tage, an denen du dich selbst nicht ganz verstehst – und trotzdem für andere stark bist.
Tage, an denen du alles fühlst und nichts einordnen kannst.
Tage, an denen das Außen dich überfordert – und du im Inneren nach einem sicheren Platz suchst.
Ich will dir sagen: Du bist nicht allein.
Du darfst so sein.
Mit allen Gegensätzen, allen Stimmungen, aller Erschöpfung.
Mit deiner Sehnsucht nach Ruhe und deinem Wunsch nach Lebendigkeit.
Mit deinem inneren Frühling, der sich vielleicht ganz anders zeigt, als du erwartet hast.
Der Frühling draußen ist auch nicht planbar.
Er kommt, wie er will.
Und du darfst das auch.
In Verbundenheit,
